Farben und abstraktes Spiel – Dinklager Klostercafé eröffnet die Ausstellung „Wachs in meiner Hand“
Datum: 22.11.2022
Marlene Wegmann
„Kerzen, dieser bunte Klebkram, das kann doch jedes Kommunionskind“, wurde ihr zu Beginn oft gesagt, daran erinnert sich Sr. Veronika Scharnberg. 2002 begann die Ordensschwester ihre Tätigkeit in der Kerzenwerkstatt des Klosters Burg Dinklage und hat seitdem eingehend unter Beweis gestellt, dass sie mit Wachs in ihrer Hand viel mehr kann. Die immer neuen biblischen Motive, die sie auf die Klosterkerzen appliziert, sind bundesweit beliebt, und auch über die deutschen Grenzen hinweg werden aus dem Dinklager Kloster regelmäßig Kerzen versandt.
Am Donnerstag, 17. November luden die Klosterschwestern nun zur Vernissage der Ausstellung „Wachs in meiner Hand – Wachsapplikationen von Sr. Veronika Scharnhorst OSB“. In den Räumen des Klostercafés stehen zahlreiche Werke zum Verkauf, die mithilfe verschiedenster Techniken entstanden sind.
„Die Wachsplatten sind für die Kerzen immer höchstens zweimal benutzbar, danach verlieren sie ihre Elastizität“, verrät Sr. Veronika. Für ihre Bilder nutzt sie die Wachsreste, die bei der Arbeit in der Kerzenwerkstatt anfallen. Das Wachs bügelt sie zwischen zwei Lagen Backpapier, so entstehen mit Finesse verschiedenste Effekte: Sanfte Farbverläufe, plastische Falten, sogar unterschiedliche Strukturen kann sie erschaffen.
Die Tätigkeit ist ein Abenteuer
„Nach zwanzig Jahren in der Kerzenwerkstatt weiß ich, wie sich die einzelnen Farbplatten verhalten. So kann ich den Fluss, die Farbigkeit und auch die Stärke des Wachses steuern.“ Aber auch Sr. Veronika ist hin und wieder von dem Ergebnis ihrer Arbeit überrascht: „Ich habe sehr genau vor Augen, was ich erschaffen möchte. Meine Arbeit ist aber auch gleichzeitig immer ein Abenteuer. Manchmal klappt das, was ich vorhatte, überhaupt nicht. Dafür entsteht ganz ungeplant etwas Wunderschönes.“
Neben dem Christlichen Glauben hat auch die Faszination für Farben Sr. Veronika Scharnberg immer begleitet. Schon als Jugendliche wollte sie ins Kloster eintreten, doch ihre Mutter mahnte: „Lern du erst mal leben.“
So studierte sie Kunstgeschichte, heiratete, zog ihre Kinder groß und war zwanzig Jahre lang in der Altenpflege tätig. Zeit für die Kunst blieb dabei nicht. Es sind aber stetig Motive in ihrem Kopf entstanden: „Ich trage Bilder in mir.“ Im Jahr 2000 schließlich traf Sr. Veronika dann doch die Entscheidung, in das Dinklager Kloster einzutreten.
In den Bildern spiegelt sich der Glaube
Viele ihrer Motive haben einen spirituellen Hintergrund. „Bei der Kerzenherstellung habe ich einen apostolischen Auftrag, aber auch in meinen Bildern spiegelt sich mein Glaube“, erzählt Sr. Veronika. „Ich suche immer und überall nach Gott.“ Und sie findet Gott - in der Natur, in den Menschen, in ihrer Umwelt. Selbst für den ungeschulten Blick ist die Immanenz Gottes in ihren Werken deutlich erkennbar. Es sind Bilder, die aus der Seele sprechen, denn ihre Arbeiten mit Wachs sind für Sr. Veronika auch eine Möglichkeit der Verwirklichung.
Bereits 2019 hatte sie durch ihren Bruder Peter Fischer die Möglichkeit, ihre Werke in der Kunsttankstelle in Lübeck auszustellen. Anlässlich der aktuellen Ausstellung im Klostercafé widmete dieser Sr. Veronika eigens ein Gedicht: „Bei Krieg und Hunger, Weltenbrand, nimmst du das Wachs in deine Hand, um deine Welt zu formen“, schreibt er über die Werke seiner Schwester.
Die Vernissage am 17. November nutzte Sr. Veronika, um sich herzlich bei ihren Mitschwestern zu bedanken, die sie tatkräftig dabei unterstützt haben, diese Ausstellung ins Leben zu rufen. Allen Besuchern wünschen die Klosterschwestern „Freude und Muße; und daraus entstehend gute Begegnungen mit den Kunstwerken und miteinander.“
Alle Werke stehen zum Verkauf
Sämtliche Werke sind verkäuflich und können während der Öffnungszeiten des Klosterladens, dienstags bis sonntags zwischen 14.30 Uhr und 17.30 Uhr besichtigt werden. In den Wintermonaten lädt zudem das Klostercafé freitags bis sonntags mit selbstgemachten Torten und heißen Getränken. So können Besucher in Ruhe verweilen und in jedem Motiv auf’s Neue Bedeutungen und Botschaften für das eigene Leben finden. In den Worten Peter Fischers: „Dies staunend der Betrachter sieht, eh er erfüllt von hinnen zieht, dem Tag sich neu zu stellen.“